Wattenscheider Gedenken an die Pogrome der Nazis von 1938
An die Pogrome in der Nacht vom 9. auf den 10. November vor 87 Jahren erinnerte nicht nur Bochum am Sonntag, sondern auch Wattenscheid am Montag in einer gemeinsamen Veranstaltung von „Stelen der Erinnerung“ und der Bezirksvertretung in einer zweigeteilten Veranstaltung. Hier der Bericht des Kuratoriums „Stelen der Erinnerung“:
»Den Auftakt im gut gefüllten Ratssaal machte der stellvertretende Bürgermeister Marc Westerhoff mit einem Redebeitrag. Danach erinnerte Felix Oekentorp an die beispiellos große Zahl der Opfer der Nazis, die 6 Millionen jüdischen Menschen, die Hunderttausende Sinti und Roma, die über 200 Tausend ermordeten Menschen mit vermeintlich unheilbaren körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen sowie die 27 Millionen Opfer in der Sowjetunion durch den Überfall der deutschen Wehrmacht.
Schülerinnen der Maria Sibylla Merian Schule trugen die Geschichte jüdischen Lebens in Wattenscheid vor. Danach gingen die Teilnehmenden der Gedenkveranstaltung gemeinsam zu den Stelen am Nivellesplatz, dem Ort der ehemaligen Synagoge in Wattenscheid. Dort stellten Schülerinnen der MSM das Leben der jüdischen Familie Wolfram vor, für die sie Stolpersteine hatten verlegen lassen.
Felix Lipski, Überlebender des Ghetto von Minsk und damit wichtiger Zeitzeuge wurde von seiner Enkelin vertreten, eindrucksvoll trug sie aus den Erinnerungen ihres Großvaters vor. Christoph Nitsch erinnerte an Ilja Behrin, der seit vielen Jahren mit dem Lied „mir lebn ejbig“ fester Bestandteil des Wattenscheider Gedenken war. Schließlich wurden die Namen der auf den Stelen gewürdigten 87 jüdischen Opfer aus Wattenscheid verlesen und das Kaddisch beendete die Veranstaltung.
Ein Schatten fiel auf das diesjährige Gedenken durch die provokative Teilnahme der AfD Bezirksvertreter. Das NRW Versammlungsgesetz sieht leider keine Möglichkeit vor, dies zu verhindern und solche Personen von der öffentlichen Veranstaltung entfernen zu lassen. Dennoch war das Fazit, dass es eine würdige Veranstaltung war, und dass es weiterhin wichtig bleibt und immer wichtiger wird, Haltung zu zeigen gegen rechte Verbrecher.«